Gedanken zur persönlichen Entwicklung und zur bildenden Kunst im Allgemeinen

 

Als Flüchtlingskind nach dem 2. Weltkrieg aus dem Sudetenland nach Bayern ausgesiedelt, bin ich in München aufgewachsen, wo ich Architektur studiert habe und mich seitdem immer für die artverwandten Formen der bildenden Kunst interessiert habe.

Seit den späten 1980-er Jahren habe ich versucht, zu meiner eher rationalen Tätigkeit als Planer in der Bauindustrie einen emotionalen Ausgleich durch das Zeichnen und Malen zu finden. Irgendwie kommt man immer wieder zu den eigenen Wurzeln zurück. Denn das, was ich schon während der Schulzeit und neben dem Studium sehr gerne in meiner Freizeit gemacht habe, beschäftigte mich auch zunehmend gegen Ende meiner beruflichen Tätigkeit und ist nun zu einem wichtigen Bestandteil meiner Aktivitäten als Rentner geworden.

Seit meiner Jugend besuche ich regelmäßig und mit Leidenschaft Kunstausstellungen jeglicher Art. Und ich kann nur jedem gestalterisch interessierten Jugendlichen empfehlen, dies zu tun, und zwar unabhängig vom Bekanntheitsgrad der Künstler* innen und davon, aus welcher Epoche diese stammen, welcher Stil vertreten oder welche Technik verwendet wird. Ich bin der Meinung, dass kein Studium und keine Publikation den direkten Dialog mit den Originalen ersetzen können. Außerdem lernt man neben der persönlichen Geschmacksbildung und der Schulung des Blicks für das Wertvolle auch Toleranz gegenüber den unterschiedlichen künstlerischen Ausdrucksformen.

Was meine eigenen Ausdrucksmittel betrifft, so bevorzuge ich eher konventionelle Techniken und gegenständliche Sujets, wobei damit nicht die fotorealistische Darstellung gemeint ist. Ich bin vor allem daran interessiert, unabhängig von künstlerischen Modeerscheinungen und ohne Festlegung auf Inhalt und Technik, zu zeichnen und zu malen, worauf ich gerade Lust habe und was mich aktuell inspiriert. Dabei freue ich mich, wenn mir in einer Portraitzeichnung der besondere Gesichtsausdruck des Models gelingt, wenn der mutige Kreidestrich lebendige Umrisse eines Akts erzeugt, wenn sich in einem Landschaftsaquarell Zufälligkeit mit einer gewissen Routine verbindet oder wenn auf Reisen die eine oder andere typische Quicky-Skizze vor Ort entsteht. Zu Gute kommt mir dabei nicht zuletzt die durch Studium und Beruf erlernte Fähigkeit in der Einschätzung von Proportionen, räumlichem Denken und perspektivischer Darstellung. Diese Fähigkeit, verbunden mit einem Hang zur Betonung der zeichnerischen Komponente sowie die Vorliebe zu einer eher kräftigen Farbgebung, scheinen mir erkennbare Eigenheiten meines persönlichen Stils zu sein.